Kieferorthopädische Behandlung für Kinder



Wann sollen Kinder zum Kieferorthopäden?


Optimaler Zeitpunkt für eine kieferorthopädische Behandlung ist in der Regel der Beginn des Zahnwechsels im Seitenzahnbereich. Dieser Zahnwechsel findet meist zwischen dem 9. und 11. Lebensjahr statt. Man spricht von der zweiten Phase des Zahnwechsels (spätes Wechselgebiss). Die Kinder bzw. Jugendlichen haben bereits die ersten bleibenden Seitenzähne (sog. 6-Jahr-Molaren) und die bleibenden Frontzähne. Die restlichen Milchzähne werden nach und nach durch die permanenten Zähne ersetzt. In diesem Alter sollte auf jeden Fall eine Kontrolluntersuchung beim Kieferorthopäden stattfinden, um einen möglichen Behandlungsbedarf festzustellen.


In einigen Fällen sollte die Behandlung vor dem 9. Lebensjahr bzw. vor der späten Wechselgebissphase erfolgen:

Lutschgewohnheiten / Habits

Anhaltendes Lutschen (über das 4. Lebensjahr)
Habits (ungünstige Angewohnheiten, z.B. Lippensaugen, Zungenpressen, Stifte kauen)

Kinder mit Lutschgewohnheiten oder Habits, die zu Zahn- und Kieferfehlstellungen führen können, sollten sich beim Kieferorthopäden vorstellen. In Absprache mit den betreuenden Zahnärztinnen und Zahnärzten versuchen wir mögliche Fehlentwicklungen zu verhindern oder zu korrigieren. Dabei arbeiten wir bei Bedarf eng mit Logopäden und Physio- oder Ergotherapeuten zusammen, um im Rahmen eines ganzheitlichen Behandlungsansatzes ihrem Kind eine optimale Hilfe zukommen zu lassen.


Vorzeitiger Milchzahnverlust / Platzhalter


Ein vorzeitiger Milchzahnverlust, z.B. durch einen Unfall oder durch Karies, kann zu erheblichen Zahnfehlstellungen führen, da die anderen Zähne in die vorhandene Lücke kippen oder wandern können. Die bleibenden Zähne werden durch einen zu frühen Verlust der Milchzähne in ihrer Entwicklung negativ beeinflusst oder es kommt zu Zahnfehlstellungen.


Ein Kontrolltermin beim Kieferorthopäden ist bei einem vorzeitigen Milchzahnverlust anzuraten.
Oftmals genügt eine Behandlung mit einer herausnehmbaren Zahnspange, um weiteren Schaden der Zähne oder der Kieferentwicklung zu verhindern. Es handelt sich um eine Behandlung mit einem sogenannten Platzhalter, d.h. einer herausnehmbaren Apparatur für die Nacht, die die entstandene Lücke stabilisiert oder korrigiert.

Ausgeprägte Kiefer- oder Zahnfehlstellung


Bei ausgeprägten Kiefer- oder Zahnfehlstellungen kann es sinnvoll sein eine kieferorthopädische Behandlung bereits im Kindesalter, d.h. deutlich vor dem 9. Lebensjahr zu beginnen.

Mit Hilfe von funktionskieferorthopädischen Apparaturen (z.B. Bionator) kann man unter Ausnutzung des Wachstums auch größere Kieferfehlstellungen (z.B. eine Rücklage des Unterkiefers mit stark vergrößerter Frontzahnstufe) korrigieren. Auch eine Unterentwicklung im Bereich des Oberkiefers (maxilläre Hypoplasie) kann man durch gezielte Wachstumsstimulation positiv beeinflussen.


In Rücksprache mit den betreuenden Zahnärztinnen und Zahnärzten sollten sich Kinder mit ausgeprägten Zahn- oder Kieferfehlstellungen frühzeitig beim Kieferorthopäden vorstellen. Auch bei Vorliegen von möglichen familiär bedingten Kieferfehlstellungen (z.B. Vater oder Mutter mussten in der Kindheit bereits umfangreich kieferorthopädisch behandelt werden oder es liegt bei den Eltern eine Zahn- oder Kieferfehlstellung vor) ist eine frühzeitige Vorstellung der Kinder beim Kieferorthopäden zur Beratung sinnvoll.